Zu Weihnachten habe ich Zelda Skyward Sword bekommen. Im Vorfeld hat das Spiel die Presse ja schon ein bisschen gespalten. Auf der einen Seite hat zB. die Famitsu (eine der bekanntesten und strengsten Videospielmagazine Japans) mit 40 Punkten die Höchstwertung gezogen. Auch viele andere Seiten und Magazine haben Traumwertungen im Bereich von 95% und mehr vergeben. Auf der anderen Seite gab es aber zB. auch Seiten wie Gamers Global die „nur“ eine 8,5 gegeben haben…
Ich habe nun ca. 10-20 Stunden in das Spiel versenkt. Habe die ersten 3 Tempel gespielt und bin noch weit davon entfernt das Spiel durchgespielt zu haben. Trotzdem bin ich bis jetzt etwas entäuscht. Dabei sollte man klar beachten, dass das eine Entäuschung auf sehr hohen Niveau ist. Auch das neue Zelda ist ein klasse Spiel, aber irgendwie…
Das Ganze fängt schon bei der Technik an. Das neue Zelda hat einen extrem bunten Look, das kann man gut finden oder nicht. Es stört mich jetzt nicht weiter aber ich fand den düsternen Einschlag von Twilight Princes wesentlich ansprechender. Aber daran will ich mich nicht aufhängen. Viel schlimmer finde ich die teilweise extrem schlechten Texturen. Das fünf Jahre alte TP welches gleichzeitig für Wii und Game Cube erschienen ist sah wesentlich besser aus. Besonders wenn man durch kleine Gänge kriechen muss kann man wirklich (ohne Quatsch) die Pixel an der Wand zählen. Das muss heute eigentlich nicht mehr sein. Auch die Lichteffekte waren beim Vorgänger wesentlich stimmiger. Alles in allem macht das Spiel hier keine sonderlich gute Figur.
Aber ich bin ja kein Grafikfetischist. Leider bekleckert sich das Spiel auch an anderen Ecken nicht mit Ruhm. So ist z.B. das Fliegen ein zentrales Element im Spiel und damit auch unser Vogel mit dem wir durch die Wolken pflügen. Nur leider baut man keine Beziehung zu dem Tier auf. Am Anfang ist er zwar verschwunden und wir müssen ihn in einer Art Tutorial suchen, aber danach ist er einfach da. Er hat nicht mal einen Namen. Wenn ich da an Ocarina of Time zurück denke… dort habe ich Epona zum ersten Mal als kleines Fohlen gesehen. Dort wurde mir Eponas-Lied beigebracht. Als ich dann als erwachsener zur Ranch zurück komme, kann ich nur ein Rennen gegen den neuen Ranchbesitzer gewinnen. Am Ende kann ich Epona sogar befreien und mit ihr über die Steppen reiten. Ja ich habe das Tier damals geliebt! In Twilight Princes wurde die Beziehung zwischen Link und Epona sogar noch weiter ausgebaut. Ich hatte das Pferd von Anfang an und es hat mich durch das komplette Spiel getragen. Selbst im Endkampf war Epona bei mir. Dagegen ist der Vogel im neuen Zelda einfach ein extremer Rückschritt. Am Anfang erzählt man mir zwar, dass das ein ganz besonderer Vogel ist aber das wars auch schon. Selbst das Boot in Wind Waker hatte mehr Charakter… ein Boot!
Wie in jedem neueren Zelda hat man auch hier wieder einen Begleiter, einen Mentor. In Ocarina of Time war das die kleine Fee Navi. Die war zwar relativ nervig hatte aber wenigstens Charakter. In Wind Waker hatten wir unser Boot welches ein auch irgendwie cool war. In Twilight Princes hatten wir Midna. Midna… sie hatte sehr viel Charakter. Sie war nicht auf den Mund gefallen, hatte keinen Respekt vor niemanden, selbst vor Link nicht. Und trotzdem war sie irgendwie sympatisch und hat sich zum Schluss sogar… oke Spoiler. Im aktuellen Zelda haben wir eine Gesandte der Göttin des Himmels an unserer Seite. Diese ist aber mehr ein Werkzeug als eine Person mit Charakter. Stehts gibt sie nur nüchterne Informationen wie „Ich habe den Feind analysiert, seine Schwächen sind:…“ oder „Im Wolkenhort sollte sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 85% eine Person finden die euch helfen kann, Gebieter“. Sorry aber das ist einfach nur dumm. Die meiste Zeit ist man also in vollkommener Stille ohne Gespräche unterwegs. Sehr laaangweilig…
Auch sonst ist das Spiel relativ einsam. In Ocarina of Time habe ich Stunden in den Städten verbracht. Ich war beim Bogenschießen, beim Schleuderschießen, beim Krabbelminen-Bowling, beim Reittunier, im Kisten-Labyrinth. Ich habe Hühner gesammelt, Milch ausgeliefert, Masken getauscht und noch so viel mehr. Im Wolkenhort, der aktuell einzigen Stadt des Spiels kann ich… ähm genau gar nichts machen. Es gibt nur einen Typen für den ich „Glück“ sammeln kann. Abseits der Stadt findet sich noch eine Roulett-Insel welche aber noch nicht geöffnet hat und ich muss in einer Bar helfen weil ich dort einen Kronleuchter kaputt gemacht habe. Ach und es gibt einen Schwertwettbewerb.
Damit wären wir auch bei der neuen Steuerung. Denn das Schwert macht genau das was ich mit der Wii Fernbedienung auch mache. Bewegungen werden da relativ genau direkt ins Spiel übertragen. Zumindest kann ich die Wiimote von rechts nach links ziehen und das Schwert bewegt sich entsprechend. Steche ich mit der Wiimote, dann sticht auch das Schwert. Leider kann man das Schwert aber nicht seitlich vor den Körper halten um zu parrieren. Das zerstört irgendwie schon wieder ein bisschen das Gefühl direkt mit der Figur verbunden zu sein. Auch wird das System bis jetzt nur sehr… naja dürftig benutzt. Die standard Feinde richten zB. ihren Waffen so aus, dass sie meine Hiebe blocken. Hier soll ich überraschende Schläge ausführen. In der Praxis kann ich da so schlau schlagen wie ich will ich werde immer geblockt. Erst wildes Fuchteln führt da zum Erfolg. Auch am ersten Endgegner bin ich 2x gescheitert weil ich ihn durch Logik besiegen wollte. Erst als ich einfach nur wild um mich geschlagen habe wurde er schaffbar.
Es gibt aber auch Gegner wo das System besser funktioniert. So kann ich Pflanzen oft nur durch horizontale oder vertikale Hiebe verletzen. Ein falscher Hieb führt dazu, dass ich kurz benommen bin und die Pflanze kontern kann. Hier hilft kein fuchteln hier muss ich genau schlagen. Auch andere Feinde beruhen auf solchen Systemen. So muss ich einen Roboter-Feind der aussieht wie eine Säule erst 2x seinen Sockel durch horizontale Hiebe weg schlagen bevor er auf Augenhöhe ist und ich ihm durch ein Stich seinen Energiekern zerstören kann. Leider gibt es aber auch hier Schwächen. So gibt es ein Art Cerberus Gegner mit drei Köpfen. Ich kann ihn nur besiegen wenn ich alle 3 Köpfe mit einem Schlag erwische. Also muss ich warten bis diese in einer Reihe sind und dann zuschlagen. Leider passiert es oft, dass ich schon einen Schlag auslöse wenn ich das Schwert für den eigentlichen Schlag in Position bringen will. Durch den falschen Schlag erwische ich nicht alle Köpfe, der Gegner zuckt zurück und ich muss von Vorn beginnen. Im schlimmsten Fall schlage ich auch zu früh und stehe dann schutzlos da während der Feind mich angreift… ich hab schon einige Herzen an die Steuerung verloren.
Allgemein ist das Spiel aber mal wieder etwas fordernder. In Twilight Princes hatte mich immer gestört, dass das Spiel viel zu einfach war. Die Rätsel waren zu leicht und ich musste nie wirklich überlegen. Skyward Sword macht das wesentlich besser. In den Tempeln stand ich schon oft da und musste erstmal schauen was ich hier nun machen soll. Auch die Kämpfe kosten mich wie oben schon geschrieben immer mal wieder ein paar Herzen. An vielen Punkten hab ich mir sogar die Feen Brunnen aus Ocarina of Time zurück gewünscht. An diesen konnte man Feen in seine Flaschen füllen welche den Charakter bei Tot wiederbelebt haben. Hier gibt es diese Feen zwar auch aber nur hin und wieder mal an total abgelegenen Orten in einer Kiste oder so. Zumindest ist es nicht so einfach möglich mal seine Flaschen zu füllen.
Was mich auch stört, das Spiel läd nicht zum erkunden ein. In einem Ocarina of Time war die Welt komplett begehbar. Nur meine Ausrüstung hat mich eingeschränkt. Ich konnte aber auch schon lange bevor ich es musste in die Wüste, konnte schon lange bevor ich es musste sehen wo man die Feuerpfeile her bekommt. Das hatte natürlich nicht nur Vorteile. Wenn ich nicht wusste was ich machen muss habe ich einige Sackgassen verfolgt und mich Stunden lang an Sachen aufgehalten die ich gar nicht schaffen konnte. Trotzdem hat das für mich Ocarina of Time ausgemacht. Das hat danach kein Zelda Spiel wieder geschafft. Skyward Sword macht es den Spieler sogar noch einfacher. Der Himmel in dem man sich bewegt ist zum Anfang noch vollkommen leer. Erst wenn ich in den Tempelzonen gewisse Objekte aktiviere füllt sich der Himmel mit neuen Inseln. Diese werden dann auch noch nett auf der Karte markiert damit ich auch keine übersehe. Den Entdecker in mir befriedigt das aber nicht wirklich. Das die neuen Inseln auch meist extrem klein ausfallen und im besten Fall ein einziges Rätsel beinhalten macht es auch nicht unbedingt besser. Im schlimmsten Fall findet man sogar nur eine Truhe und das wars.
Wie gesagt, alles in allem ist Skyward Sword wohl kein schlechtes Spiel. Vielleicht sogar ein sehr gutes Spiel. Aber es muss sich nun mal an seinen Vorgängern messen und da ist es meiner Meinung nach (und soweit ich bis jetzt gespielt habe) der schwächste Teil der Serie.
Übringens sollte die Zelda Serie sich endlich mal trauen große Geschichten zu erzählen. 2011 reicht es irgendwie nicht mehr nur Zelda und die Welt zu retten. Ich würde viel mehr ein episches (kinderfreundliches) Märchen erwarten. Ein Märchen mit Wendungen, mit ausgestalteten Personen und Emotionen…
MfG Thomas