Badehosenkrise

21701044-badehose-g77aNPP1g34In meinem Leben ist gestern etwas passiert das ich die Badehosenkrise nenne. Wenn ihr später in den Geschichtsbüchern darüber lesen werdet, in einem Atemzug mit der Kubakrise, der Wirtschaftskrise und der Sinnkrise genannt, erinnert euch daran, dass sie hier ihren Anfang nahm.

 

Alles fing mit einem Anruf an. Es war zwar nicht das rote Telefon aber mindestens genauso wichtig. Meine Mitbewohnerin war dran. Sie wollte wissen ob ich eine Badehose habe. In meinem Kopf suche ich nach dem passenden Bild. Ja habe ich. Wobei ich damit laut dem Schild dort oben nicht baden dürfte. Aber ich habe sie in meiner Jugend gekauft. Als Rebell gegen das System! Nieder mit der Badehosenordnung! Fuck the Bademeister und so?! Wobei unser Bademeister war immer sehr nett… sein Name war Siggi. Egal!

Meine Mitbewohnerin wollte mit ihrem Freund ins Bad und er hatte keine Badehose dabei. Also wollte er sich von mir eine leihen. Ihr seht also das Problem? Nein? Schade…

Die Sache ist, dass ich meine Sachen nicht gern weg gebe. Ich mag meine Sachen. Ich pflege sie und würde sie nie verkaufen. Alles hat irgendeine Geschichte. Sei es ein einfacher Stift, mein DS oder eben meine Badehose. Es ist meins. Im Umkehrschluss leihe ich mir aber auch nur selten Dinge von anderen. Ich würde zum Beispiel lieber nicht schwimmen gehen bevor ich die Badehose von einem anderen anziehe. Lieber bei totaler Kälte nachhause gehen als mir eine Jacke zu leihen. Ich fühle mich da einfach unwohl wenn die Dinge die ich trage nicht meine eigenen sind. Wenn sie anderen gehören. So bin ich und dieses Gefühl bekomme ich nur schwer weg. Nur bei sehr wenigen Menschen kann ich in diesem Fall über meinen Schatten springen. Menschen die mir sehr sehr nahe stehen!

Gleichzeitig möchte ich aber auch anderen helfen wenn ich es kann. Wenn es geht will ich das unbedingt. Besonders Menschen die ich mag und ich mag meine Mitbewohnerin. Sie ist ein wundervoller Mensch.

Und nun kämpfen in genau dieser Situation in der wir telefonieren diese beiden Seiten in mir gegeneinander. Die Seite die ihr helfen will und die rational weiß, dass es kein Problem wäre und die Seite die damit ein so großes Problem hat. Die sich unwohl fühlt und innerlich Panik bekommt weil jemand meine Sachen möchte. Das hört sich banal an aber das seltsame Gefühl, dass ich dabei habe ist… nicht schön. Ich bin einer Sekunde hin und her gerissen zwischen dem Wunsch zu helfen und meiner eigenen Seltsamkeit.

 

Am Ende… mhh ich denke ich hätte ihr geholfen. Wobei ich auch bezweifel, dass ihrem Freund meine Badehose gepasst hätte. Aber das ist ein anderes Thema. Zumindest hatte ich mich seelisch schon darauf eingestellt das größte aller Opfer zu bringen. Meine Badehose als stoffgewordene Geste der Freundschaft (oder Mitbewohnerschaft?!). Zum Glück sind sie dann aber doch nicht ins Bad gefahren und ich konnte meine Badehose behalten… das beruhigt mich dann doch ungemein.

Und auch wenn ich es scherzhaft so darstelle als würde ich es seltsam finden wenn die Genitalien von anderen Männern meine Sachen berühren… das ist nur ein Teil des Problems. Ein Teil der das Problem durchaus verstärkt. Aber nicht der Kern.

 

Ich habe mir da heute auch schon einige Gedanken dazu gemacht. Ich weis, dass ich Seltsam bin. Dazu stehe ich. Dass ich Körperkontakt und körperliche Nähe ehr meide. Die meisten Menschen wissen das auch. Bei den meisten Menschen stört es mich auch bzw. braucht es sehr lange bevor ich die Distanz abbauen kann. Wie gesagt es gibt nur wenige Menschen denen ich so sehr vertraue…

Ein Gedanke zu „Badehosenkrise“

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