#JessicaJones

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Das ganze Internet dreht ja gerade ab wegen Jessica Jones. Alle sind total am jubeln und ausrasten darüber wie gut die Serie doch ist. Wie feministisch. Wie toll die Charaktere und Story sich entwickeln. Dabei glaube ich irgendwie, dass fast keiner der Redakteure die Serie überhaupt schon bis zum Ende gesehen hat.

 

Auf Spiegel Online ließt man zum Beispiel:

Die Welt ist aus den Angeln, das ist das richtige Bild für Jessica Jones, die übermenschliche Kräfte besitzt und einst Mitglied der strahlenden Heldentruppe The Avengers war. Dann passierte ein tragischer Unfall, und Jones legte das Kostüm ab, zog sich traumatisiert aus der Öffentlichkeit in das prekäre Leben einer Privatdetektivin zurück.

 

Das ist relativ falsch. Jessica war keine Superheldin. Sie war auch kein Teil der Avengers. Ihre beste Freundin hätte sie gern als Heldin gesehen. Es gab auch ein Kostüm welches sie aber nie getragen hat und welches nur eine Anspielung auf ihre spätere Rolle in den Comics ist. Es gab auch keinen Unfall. Jessica traf auf Kilgrave welcher sie übernommen hat und sie zwang für ihn zu arbeiten und sogar zu töten. Danach hatte sie Angst davor Menschen zu vertrauen und vor sich selbst.

 

Rosenberg verwandelt die Bendis-Vorlage in ein furioses feministisches Statement: Männer spielen in „Jessica Jones“ nur marginale Rollen, entweder sind sie hirnlose Macho-Karikaturen oder weicheierige Hipster-Klischees wie Jessicas dauerbedröhnter Nachbar Malcolm. Selbst ihre Hauptauftraggeberin, die erfolgreiche Anwältin Jeri Hogarth (Carrie-Anne Moss) ist offensiv lesbisch. Auch Jessicas beste Freundin und Ex-Wohngenossin Trish (Rachael Taylor) ist ein Boss, die Blondine ist Star einer Radio-Talkshow. Schon klar: Hier geben Frauen den Ton an.

Einzige Ausnahme ist der Bar-Besitzer Luke (Mike Colter), unschwer als künftiger Serien-Held „Luke Cage“ zu identifizieren. Den stahlharten schwarzen Hünen sucht sich Jessica als gelegentlichen Bettgenossen aus, allerdings nach ihren Bedingungen und betont unromantisch: „Ich flirte nicht, ich sage einfach, was ich will“, begegnet sie seiner zaghaften Charme-Offensive. Ansonsten bleibt diese gebrochene Heldin lieber für sich: „Es ist besser, alleine zu sein, sicherer“.

 

Immer dieser Feminismus. Ich kann es nicht mehr hören. Ja Jessica ist eine Frau. Sie lebt allein. Ist selbstständig und kann auf sich aufpassen. Ich kann aber nicht bestätigen, dass ansonsten alle Männer in der Serie zweidimensional und dumm sind. Besonders Malcolm, ihr Nachbar, entwickelt sich im Laufe der Serie. Er hat keine Superkräfte aber er hilft wo er kann. Er inspiriert seine Mitmenschen und ist ständig darauf bedacht das richtige zu tun. Er stellt sich auch stärkeren Gegnern entgegen selbst wenn er keine Chance hat.

Kilgrave als Bösewicht hat auch nicht nur seine Schattenseiten. Ja er ist gestört. Er ist ein Psychopat der von Jessica und seiner Liebe zu ihr besessen ist. Aber er hat auch eine traurige Vergangenheit die ihm zu dem gemacht hat was er jetzt ist. Es gibt sogar Momente wo Jessica mehr Monster ist als Kilgrave. Hier und da hat er sogar Momente wo man denkt, dass man diesen verwirrten Mann doch noch retten kann.

 

Auch sonst überschlagen sich die Medien mit Komplimenten und alle feiern die Serie. Dabei muss ich ehrlich zugeben, dass sich in den 13 Folgen überall Logiklücken finden. Die Story ist alles in allem ein bisschen „Meh“ und David Tennent erreicht als Bösewicht niemals die Klasse eines Vincent D’Onofrio in Daredevil. So drehen sich gute 1,5 Folgen um ein Serum gegen Kilgraves Kräfte. Dieses wird dann aber wieder von der Handlung vergessen. Auch Jessicas Vergangenheit und die Herkunft ihrer Kräfte wird nur marginal beleuchtet und auf eine zweite Staffel verschoben. Die Handlungen des Polizisten Samson welcher erst Verbündeter ist und später recht grundlos zum Feind wird sind auch nicht nachvollziehbar und an den Haaren herbeigezogen.

Aber vielleicht gehört es ja zum Feminismus, dass Männer dumm und unlogisch sind.

Das ist übrigens auch so ein Punkt der jetzt wenig mit der Serie zu tun hat sondern den ich mehr den Feministen ankreide. Man möchte also, dass Frauen den Männern gleichgestellt werden aber dann freut man sich wenn in der Serie die Frauen höher gestellt sind als die Männer? Möchte man da nicht eigentlich die Männer für die Unterdrückung leiden sehen?

 

Auf Bento finden sich auch ein paar Fehler:

Auf der Leinwand sind Marvel-Heldinnen immer noch sträflich unterrepräsentiert. Black Widow (gespielt von Scarlett Johansson) ist zwar Teil der Avengers, als Titelheldin darf sie aber immer noch nicht auftreten. Jessica Jones bricht jetzt als erste weibliche Marvel-Titelheldin diese männliche Dominanz etwas auf. Das macht sich auch hinter den Kulissen bemerkbar, es sind nämlich mehr Frauen an der Serie beteiligt, als bisher bei Marvel-Produktionen üblich.

 

Black Widow ist eine Heldin. Wir haben aber auch noch Gamora bei den Guardians of the Galaxy, wir haben Scarlett Witch im neusten Avengers Film. Daneben wird bald auch noch Wasp neben Ant-Man kämpfen. Daneben haben wir Sky, Melinda und Simons bei den Agents of S.H.I.E.L.D. Oh und dann wäre da noch Agent Carter welche als Frau schon vor Jessica Jones eine eigene Serie hatte.

Und das ist nur das Marvel Universum. Über Super Girl hat irgendwie keiner geschrieben. Aber das läuft ja auch nicht auf Hipster-Netflix und was will ich auch von den Qualitätsmedien erwarten?

 

Ich meine ja die Serie ist gut und man kann sie schauen. Sie hat mir gefallen auch wenn sie nach Daredevil für mich eine kleine Enttäuschung war. Was aber nur an dem extrem hohen Niveau von Daredevil liegt. Sie ist nur eben nicht die Offenbarung die die Medien gern in sie hinein interpretieren. Wie gesagt ich glaube die wenigsten Artikel haben überhaupt schon alle Folgen gesehen. Das Finale ist auch eine kleine Enttäuschung wie ich finde. Zumindest gipfelt es nicht in den selben Wahnsinn wie bei Daredevil. Dort brauchte es auch keine großen Explosionen um den Zuschauer vor den Bildschirm zu fesseln.

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