Star Trek Discovery

Am Montag ist auf Netflix Star Trek Discovery erschienen. Nachdem ich dann vorhin mit Anna auf Twitter darüber geschrieben habe, dachte ich mir, dass ein Blogpost vielleicht ganz angebracht wäre. Immerhin ist es seit dem Reboot durch die Kinofilme die erste Serie im „neuen“ Star Trek Universum.

Doch so ganz stimmt das nicht. Die Serie spielt zeitlich zwischen Enterprise unter dem Kommando von Captain Archer und der Ur-Serie bzw. dem Kino Reboot. Wenn man es also genau nimmt, dann befinden wir uns noch im „alten“ Star Trek Universum. Erst die neuen Filme haben die Zeitlinie verändert und es so ermöglicht eine unabhängige Geschichte zu erzählen. Naja, das sind Spitzfindigkeiten. Auf der anderen Seite ist es aber auch schade, denn so verspielt man das Potential eine neue und unverbrauchte Geschichte zu erzählen, die nicht durch das bekannte Star Trek Universum festgelegt ist.

 

 

Stattdessen behandelt sie Serie in den ersten zwei Folgen ein weiteres Mal den Konflikt zwischen Sternenflotte und Klingonen. Wobei ich die Klingonen in ihrem neuen Design etwas gewöhnungsbedürftig finde. Mir fehlen da ein bisschen die lustigen Masken. Genauso wirken die Schiffe nicht mehr wie typische klingonische Warbirds. Aber da die Klingonen in den ersten zwei Folgen auch keine typischen Klingonen sind warte ich da einfach mal auf mehr.

Allgemein merkt man aber, dass Star Trek Discovery versucht Dinge zu modernisieren und neu zu designen. An der Stelle bin ich mir aber echt nicht sicher ob das so gut ist.

Was hingegen nicht bedeuten soll, dass die Qualität darunter leidet. Allgemein gefällt mir das Artdesign sogar richtig gut und die Serie zeigt und wundervolle Bilder bei denen nicht an Kosten gespart wurde.

 

Die Crew

Im Vorfeld gab es einiges an Kritik. Viele haben sich darüber aufgeregt, dass die Serie zwei Frauen an die Spitze setzt. Dabei sind Vergleiche in Richtung des Ghost Busters Reboot gefallen. Dem würde ich mich so aber nicht anschließen. Star Trek war nie ein reiner Männerverein und mit Captain Janway gab es sogar schon in den 90ern einen weiblichen Captain. Ganz davon abgesehen gehört es für mich auch zu Star Trek, dass die Posten unabhängig von Geschlecht, Rasse oder Nationalität besetzt werden.

Schon in der ersten Serie, die während des kalten Krieges entstand, zeigte man sich extrem aufgeschlossen. Auf der Brücke hatten wir Amerikaner Seite an Seite mit einem Russen. Wir hatten eine schwarze Frau in einer wichtigen Position genauso wie einen Japaner. Das waren alles Dinge die in der damaligen Gesellschaft nicht möglich gewesen wäre. Doch Gene Roddenberry’s Vision der Zukunft sah das alles vereint auf einem Raumschiff. Selbst ein Vulkanier fand Platz in der Crew und zeigte, dass selbst Lebensformen die von anderen Welten stammen, ihre Differenzen überwinden können um gemeinsam an etwas größerem zu arbeiten.

In Next Generation fanden sich dann auch noch mehr Frauen in der Crew. Ein Klingone, langjähriger Feind der Sternenflotte, wurde ab hier zu einem wertvollen Verbündeten und zeigte wie auch hier wieder die Differenzen und die Vergangenheit überwunden werden können. Mit Data wurde sogar eine künstliche Lebensform zu einem vollwertigen Mitglied der Crew. Star Trek Voyager setzte das Konzept dann fort. Ein weiblicher Captain, der erste Offizier ein Rebell. Eine Borg als Feind der zum Verbündeten wurde. Der Doctor als holographische Lebensform. Neelix und Kes als Liebespaar von verschiedenen Spezies. Star Trek war schon immer sehr Visionär was seine Crew anging und entsprechend sehe ich auch nichts Falsches daran eine doppelte weibliche Führungsspitze zu haben.

Aber allgemein kann man glaube nach den ersten zwei Folgen noch nicht sagen wie die Crew überhaupt aussieht. Denn um genau zu sein hat sie sich noch nicht gefunden. Erst in der nächsten Folge erfahren wir vermutlich etwas über die Crew und das neue Raumschiff.

Spoiler… schaut man sich die Liste der Schauspieler an so wird es doch einen männlichen Captain geben.

 

Der Ansatz

Ich bin mir nach den ersten zwei Folgen noch nicht sicher was für eine Serie Star Trek Discovery eigentlich sein will. Ich bin ehrlich gesagt ein großer Fan von The Next Generation (TNG) und Voyager. In beiden Serien steht aber ganz klar Forschung und Diplomatie über Krieg und Konflikten. Schaut man sich nun die ersten beiden Folgen an so haben wir hier zu großen Teilen einen Konflikt der in sehr viel Action mündet. Das ist für eine Pilotfolge auch… verschmerzbar . Der Pilot von Voyager hatte einen ähnlichen Ansatz. Interessant wird aber wie es nun weitergeht!

Ich möchte eigentlich keine Serie haben, die die Tradition des Kino-Reboots weiterführt und den Zuschauer mit Action und Abenteuer am Bildschirm fesselt. Viel mehr erwarte ich von einer Star Trek Serie einen klugen Mix aus Wissenschaft,  Erkundung und Diplomatie. Ich möchte sehen wie die Menschen das unbekannte Universum erforschen. Wie sie vor Probleme gestellt werden die weit größer sind als ein einfacher Krieg mit dem Klingonen.

Das Universum ist so gigantisch und bietet so viele interessante Phänomene… Star Trek Discovery sollte, genau wie es der Name vermuten lässt, dazu aufbrechen um all diese Wunder zu entdecken. Ansonsten wäre es meiner Meinung nach keine Star Trek Serie mehr.

Denn gerade die Utopie ist es was Star Trek für mich ausmacht. Eine Gesellschaft in der alle Menschen gleich sind. In der das streben nach Wissen und Erkenntnis der tägliche Antrieb sind. Eine plumpe Actionserie würde aber gerade diesem Aspekt einfach nicht gerecht werden. Ich möchte sehen wie die Crew vor moralische Entscheidungen gestellt wird. Wie sie lernen muss, dass es viele alternative Arten des Lebens gibt. Wie sie ihre Konflikte friedlich statt kriegerisch lösen.

Gerade in Zeiten von Populismus und Fremdenhass überall auf der Welt wäre die Zeit reif für eine weiter Star Trek Utopie in der die gesamte Menschheit zusammenarbeitet um friedlich das Universum zu erforschen!

 

Die Erzählweise

Ich bin mir an der Stelle noch nicht wirklich sicher doch ich glaube Star Trek Discovery versucht sich an einer, für Star Trek, sehr untypischen Art des Erzählens.

Statt wie bisher verschiedenen Mitgliedern der Crew über die Schulter zu schauen steht dieses mal vermutlich Michael Burnham im Mittelpunkt der Handlung. Deren Eltern wurden von Klingonen getötet was dazu führte, dass sie ihre Kindheit als Waise unter Vulkaniern verbrachte. Entsprechend kämpft sie ähnlich wie Spock sehr stark mit ihrer menschlichen und vulkanischen Seite. Leider finde ich aber auch gerade dieses Element unglaublich abgenutzt. Es scheint als würde man versuchen ein bekanntes Thema zu benutzen ohne es zu offensichtlich zu machen.

Im Pilot sehen wir dazu auch verschiedene Rückblenden wie sie für Star Trek nicht wirklich typisch sind. Rückblenden die sich ausschließlich um das Schicksal von Burnham drehen. Über die anderen Crew-Mitglieder erfahren wir fast gar nichts. Einzig und allein der zweite Offizier gibt ein paar Informationen zu seiner Rasse preis. Er steht aber zu keiner Zeit im Mittelpunkt der Handlung. Ich würde sogar sagen, dass der Klingonenpriester eine stärkere Charakterentwicklung hatte als alle anderen Crewmitglieder zusammen.

 

Wirklich? (Achtung Spoiler)

Die ersten beiden Folgen haben aber auch ein paar Sachen die ich super seltsam oder sogar dumm fand. Da wäre zum einen, dass es auf dem Raumschiff ein altes vermodertes Teleskop gibt. Hä? Wir leben im 23. Jh. und haben diverse optische Sensoren und Hilfsmittel. Und dann schauen sie durch ein einfaches Teleskop? Ich meine ich kann die romantische Idee dahinter verstehen. Irgendwie. Aber naja.

Burnham fliegt auch mit ihren Anzug durch das Trümmerfeld. Das sieht wirklich cool aus. Es ergeben sich aus der Szene aber diverse Fragen. Zum einen die ganzen physikalischen Fragen… wenn das Schiff soweit weg ist muss man schon ordentlich beschleunigen. Selbst wenn ein Schild mich davor bewahrt im Kugelhagel kleinerer Partikel zu sterben… eine Kollision mit einem Brocken der so groß ist wie ein Basketball dürfte aber schon tödlich sein. Vermutlich wären das auch schon kleinere Brocken… sonst müsste sie keine Angst vor einer Klinge haben.

Die Frage ist aber auch: Wie kommt man auf die Idee seinen ersten Offizier auf so eine Mission zu schicken? Das ist doch vollkommener Schwachsinn. Noch seltsamer, dass zwar sie überleben konnte aber die Bilder ihrer Kamera unbrauchbar sind. Wenn mir heute mein Handy kaputt geht ist die SD Karte vermutlich das letzte was stirbt. Niemand würde einen Anzug bauen dessen „Blackbox“ direkt kaputt geht.

Ungewöhnlich fand ich aber auch den Ton bzw. die Message der beiden Folgen. Im Grunde kann man sagen, dass die friedlichen Methoden der Sternenflotte gescheitert sind und erst schießen, dann fragen die bessere Alternative gewesen wäre. Das widerspricht aber allem für was Star Trek steht. Ich hoffe wirklich hier wird sich noch etwas ändern.

Das unglaubwürdigste fand ich aber, dass die beiden Frauen sich auf das Schiff der Klingonen beamen um dort den Anführer zu überwältigen. Nicht nur, dass allein die Idee schon sehr blöd ist. Ich fand es auch extrem seltsam, dass die beiden dann in einem Nahkampf nicht direkt zerfetzt wurden. Ich meine nichts gegen Frauen… aber Klingonen sind eine Rasse von Krieger-Bestien. Die wiegen bestimmt drei mal soviel wie die Menschen und haben ihr Leben dem Kampf gewidmet. Dass der Captain einen Schlag von so einem Monster parieren kann ist reichlich weit hergeholt. Sie verliert zwar am Ende aber kann trotzdem recht lange mithalten…

 

Fazit

Abschließend würde ich sagen, dass der Pilot nicht wirklich schlecht ist. Vermutlich wird sich in der nächsten Folge auch eine neue Crew bilden was viele meiner Kritikpunkte obsolet macht. Trotzdem bin ich aber auch noch nicht richtig überzeugt. Star Trek Discovery muss jetzt die Kurve bekommen und zu einer richtigen Star Trek Serie werden. Ansonsten trägt man die Marke zu Grabe, was sehr schade wäre.

 

 

Nerdkram

Jetzt folgt noch so bisschen Nerdkram der mir beim schauen der Folge aufgefallen ist.

 

Wo bleibt Europa?

In einer Szene wird gesagt, dass die Europa noch 800 AU entfernt wäre. AU steht dabei für Astronomical Units und eine AU entspricht dem mittleren Abstand von Sonne und Erde. Die Enterprise (NX-01) von Johnathan Archer (welche über 100 Jahre vor Star Trek Discovery gebaut wurde) schaffte Warp 5.

Man kann also davon ausgehen, dass die Europa mindestens Warp 5 kann. Vermutlich weit mehr. Die USS Enterprise unter Kirk schafft Warp 8,4 und sollte zu diesem Zeitpunkt schon aktiv geflogen sein.

Mit Warp 5 was dem 200 fachen der Lichtgeschwindigkeit entspricht würde es etwa 30min dauern die 800 AU zurückzulegen. Mit Warp 6.9 wären es etwa 3 Minuten.

 

Doppelsternsystem

Es erscheint mir ein bisschen seltsam wie die beiden Sterne angeordnet sind. Es ist wohl nicht unmöglich aber doch sehr sehr selten. Normale Doppelsterne umkreisen sich gegenseitig oder haben eine Beziehung wie Erde und Sonne. Dass beide schräg zueinander stehen und auf diese Art kollidieren… ich bin mir nicht sicher ob sowas wahrscheinlich ist.

 

Hologramme?

Eigentlich dürfte es in dieser Serie noch keine Kommunikation über Hologramme geben. Diese Technik ist eigentlich noch nicht erfunden. Die ersten Hologramme die für sowas genutzt wurden gab es soweit ich mich erinnere am Ende von Deep Space Nine.  Und diese Serie spielt etwa 100 Jahre nach Discovery.

 

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