Ready Player One

Am Wochenende war es nach langem Warten endlich soweit, ich konnte Ready Player One sehen. Auf den Film habe ich mich wirklich schon lange gefreut, das Buch geliebt und die Trailer verschlungen. Ob der Film der Vorfreude und dem Buch gerecht wird möchte ich heute mal diskutieren.

 

Vielleicht kurz etwas zur Story wobei der Trailer schon einen relativ guten Überblick gibt.

Im Jahre 2045 ist die Welt in einer Krise. Die Erdöl-Vorkommen sind aufgebraucht, der Klimawandel hat die meisten Gegenden in öde Wüsten verwandelt. Die Menschen sind vom Land in die Städte geflüchtet wo nun die alten Wracks der Autos und Trailer aufeinandergestapelt als Wohnraum dienen. Für die meisten ist das Leben echt scheiße. Die Menschheit stirbt zwar nicht aus aber sie hat ihren Wohlstand verloren.

Da es aber noch Strom gibt entfliehen die Menschen ihrem Alltag und tauchen in die Oasis ein. Eine virtuelle Welt die an eine Mischung aus Online Rollenspiel, Sims und Second Life erinnert. In dieser Welt kannst du alles sein was du willst… sofern du es schaffst dir das nötige Cash zu erspielen. Denn wie man es aus Spielen kennt kann man Ausrüstung, Items oder anderen durch das Erfüllen von Aufgaben erhalten.

Aber die Oasis ist nicht nur ein Spiel. Da man dort alles erschaffen kann wurden auch Dinge wie Bildung in die Oasis verlegt. Statt realen Schulen existieren diese nun in der virtuellen Welt. Schulen die sich keine Sorgen um sowas wie Ausrüstung oder genügend Räume machen müssen. In denen der Unterricht interaktiv stattfindet.

Bei all dem sind in der Oasis aber fast nur Menschen unterwegs. Auch die Lehrer in den Schulen sind Menschen. Soweit ich es verstanden habe ich das Konzept von NPCs nicht sonderlich verbreitet. Stattdessen werden auch Dienstleistungen von Menschen übernommen und in der Oasis angeboten. Dabei kann aber jeder Mensch alles sein was er will. Ob Mensch oder Ork. Ob Alien oder Batman. Alles ist möglich sofern man nur genug Kleingeld besitzt.

Entsprechend ist die Oasis in der Welt aber auch zu einem Markt geworden. Wie man es aus Online Rollenspielen kennt so gibt es auch hier Goldseller die Sachen aus dem Spiel gegen echtes Geld verkaufen und wer seine Schulden nicht bezahlen kann muss diese im Spiel abarbeiten.

Als nun der Erfinder der Oasis stirbt entbrennt ein Wettlauf um sein Erbe, denn er verspricht dem der es schafft 3 versteckte Schlüssel zu finden die Kontrolle über die Oasis. Das zieht natürlich viele Glücksritter wie unsere Hauptfigur an aber auch das große Unternehmen IOI welchen die Oasis zu einer riesigen Werbeplattform machen möchte um noch mehr Geld zu verdienen.

Im groben ist das so der Plot und es passiert auch nicht viel Unerwartetes. Aber das war sowieso nie wirklich die Stärke des Buches. Viel mehr zieht es seine Faszination aus all den kleinen Anspielungen und Referenzen die mit der Story verwoben wurden. Denn der verstorbene Erfinder der Oasis ist ein riesiger Fan der 80er Jahre Pop- und Videospielkultur gewesen. Und so sehen wir im Trailer auch wie die Hauptfigur im Delorean aus Zurück in die Zukunft sitzt, hören Take On Me von a-ha oder sehen das Motorrad aus dem Anime Akira. Wobei der Film das ganze ehr noch ausweitet und die ganze Popkultur der letzten 50 Jahre verarbeitet. Halo, Freddy Krüger, Batman, Gundam, Herr der Ringe, Mass Effect, Star Wars, Overwatch… allein der Trailer steckt schon voller kleiner Details.

Und genau diese Detail sind es auch die den Film ausmachen. Ich glaube ich könnte den Film 10x sehen und würde immer und immer wieder etwas neues entdecken. Die Dichte an Anspielungen ist einfach unglaublich hoch.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass das Setting der virtuellen es erlaubt einfach total abgedrehte Szenen zu drehen ohne unglaubwürdig zu werden. Allein das Rennen am Anfang sorgt für nerdige Gänsehaut wenn King Kong über die Dächer springt und Dinosaurier über die Straßen laufen. Er ist wie ein verfilmtes Extrem G, Burnout oder Twisted Metal. Alles bewegt sich, überall Explosionen und die Autos packen ihre Waffen aus. Sachen die man als Videospieler seit Jahren kennt aber so noch nie gesehen hat. Hier auch ein großes Lob an die Kamera die es schafft in dieser virtuellen Umgebung so „natürliche“ Kamerafahrten zu bewältigen.

Aber auch ein großes Lob an die Schauspieler die ihren virtuellen Gegenstücken wirkliches Leben einhauchen. Besonders wenn man bedenkt, dass alle im Grunde immer nur gegen eine Wand gespielt haben, allein einem Raum umringt von Kameras. Dass sich das Ergebnis am Ende dann doch so menschlich anfühlt ist toll.

Es gab von vielen Seiten Kritik, dass die Oasis nicht Foto-realistisch ist. Diesen Kritikpunkt finde ich hingegen nicht wirklich angebracht. Ich mag diesen klaren Bruch zwischen den Szenen der realen Welt und der Oasis. Außerdem finde ich, dass Film mit zu viel realen Schauspieler / CGI Effect Mischmasch unglaublich schlecht altern. Star Wars Episode 1 war damals so atemberaubend von seinen Effekten hier und heute kann ich mir das fast nicht mehr anschauen… naja auch weil der Film so schlecht ist 🙁

Toy Story sieht hingegen auch heute noch brauchbar aus. Gerade weil der Film nicht realistisch sein will stört es viel weniger wenn die Animationen nicht mehr on top sind. Zumindest mich nicht. Und so wird auch Ready Player One vermutlich besser altern als zum Beispiel Transformers oder Hulk.

Aber es gibt nicht nur Gutes über den Film zu sagen. Leider leider… so sehr ich den Film auch lieben möchte… die Story ist wirklich schlecht umgesetzt und der Film wirft viel von seinem Potential weg.

So existieren zwar all die oben beschriebenen Probleme der Gesellschaft aber der Film geht viel zu wenig darauf ein. Die ganzen interessanten Themen wie virtuelle Abhängigkeit, Doppel-Identitäten oder die Frage in wie weit soziale Beziehungen in solchen Umgebungen real sind… all diese Themen schneidet der Film wenn überhaupt nur lustlos an. Ich hätte mir echt gewünscht, dass vielleicht 10% weniger Action passiert und dafür ein kleines bisschen mehr Relevantes mit Substanz. Ich meine wir reden hier von weniger Substanz ein ein klassischer Marvel Film… und das ist schon nicht so leicht (ich mag Marvel Filme wie ihr wisst).

Noch dazu gibt es gerade Szenen in der realen Welt die ein wenig Scham in mir hervorgerufen haben weil sie so peinlich waren 🙁

Auch der Bösewicht kann nicht wirklich überzeugen und bleibt eine langweilige Figur ohne echtes Motiv, Leidenschaft oder wirkliche Bedrohung. Die meiste Zeit wirkt er planlos und lächerlich.

Am Ende bleibt eigentlich nur zu sagen, dass der Film ständig zwischen genialen und unglaublich blöden hin und her springt. Oft möchte ich den Film einfach nur lieben (ich sag nur Gundam!) und kurz darauf möchte ich ihn für all das verschwendete Potential hassen. Dabei ist es nicht mal wie bei einem schlechten Iron Man 2. Viel mehr sind es zwei Extreme die immer hin und her springen und mich innerlich zerreißen.

Dabei hätte man mit der Buchvorlage viele dieser Probleme einfach umgehen können. Die Story wäre da gewesen und man hätte sie ohne Probleme einfügen können. Stattdessen ist der Film verliebt in seine Bilder und Details und vergisst dabei ein guter Film zu sein 🙁

Scott Pilgrim ist in dieser Hinsicht noch immer der bessere Nerdfilm <3

 

 

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