Ich glaube ich muss mich bei euch bedanken. Bedanken dafür, dass ihr es mit mir aushaltet und immer für mich da seid wenn ich jemanden brauche. Ich weis ich bin ein seltsamer Mensch. Ein komplizierter Mensch. Ich kann extrem anstrengend sein und all dessen bin ich mir bewusst. Ich bin mir sicher, dass das was ich euch zurückgebe niemals ausgleichen kann was ihr für mich tut. Eure Geduld, euer Verständnis, eure Liebe. Doch ich hoffe ich bin keine zu große Last für euch…
Ich habe diese Woche mal wieder gemerkt wie schwer es mit mir sein kann. Wie ich mit guten Absichten alles ins Chaos stürze und einen Menschen verletze der mir doch alles bedeutet. Ich habe keine Ahnung wie ich das geschafft habe und es tut mir unendlich Leid. Jetzt ist es zu spät…
Mir fällt es so unglaublich schwer einem Menschen zu erklären was ich denke und was in mir vor geht. Selbst hier fällt es mir schwer obwohl ich so viel Zeit habe. Obwohl ich so viel Raum habe. Tausende von Worten die am Ende nichts sagen und nichts auf den Punkt bringen. Für mich sind die Dinge niemals wirklich einfach. Ich erfasse vieles in einer ungemein verstörenden Komplexität. Wenn etwas passiert, dann kann ich es nicht sofort bewerten. Ich muss es von allen Seiten betrachten. Schauen welche möglichen Auswirkungen es haben könnte. Mir überlegen warum das passiert und was die Alternativen wären… für mich ist nie etwas so wirklich einfach und klar.
Wenn ich mit anderen Menschen spreche dann versuche ich oft diese Komplexität der Dinge zu verbergen. Nicht jeder kann damit umgehen und in der Regel ist es für den Alltag auch vollkommen überflüssig. Ich habe über die Jahre gelernt mit Menschen umzugehen und mit ihnen auf einem Level zu reden, dass für uns beide halbwegs vertretbar ist. Zumindest glaube ich das.
Doch besonders in emotionalen Momenten funktioniert das nicht. Ich denke jeder von euch kennt es wenn ihr Dinge sagt die ihr vielleicht sonst nicht gesagt hättet. Wenn ihr weniger nachdenkt und mehr handelt. Euch euren Gefühlen hingebt. Liebe, Hass, Mitleid, Eifersucht… ich glaube ich bin zwar anders… aber auch ich habe Gefühle. Sogar sehr sehr starke Gefühle auch wenn ich sie in der Regel tief in mir verberge und nur wenig an die Oberfläche lasse. Vielleicht ist es auch darum so verstörend wenn ich mich von meinen Gefühlen leiten lasse? Wenn ich relativ nüchtern und rational die Kontrolle verliere… mich in Logik und Erkenntnis rette. Ich habe keine Ahnung.
Wenn ich ehrlich bin versuche ich jetzt schon seit so 8-10 Jahren aktiv herauszufinden was eigentlich mit mir los ist. Ich habe vieles über mich gelernt. Ich habe vieles verbessert damit es anderen einfacher fällt mit mir zu reden und mich zu akzeptieren. Doch es gibt auch noch so unendlich viel was ich nicht verstehe. Besonders diese Situationen die mich an Grenzen treiben. Die nicht alltäglich sind… hier bin ich unglaublich hilflos und überfordert. Ich wünschte ich wüsste wie ich bei sowas reagieren sollte… doch ich kann das nicht instinktiv. Es geht einfach nicht. Mir fehlt die Zeit alles zu analysieren, abzuschätzen was passieren könnte wenn ich X oder Y mache, mir jede mögliche Zukunft zu überlegen und daraus dann das Beste zu wählen…
Daniel Kahnemann ist Psychologe und Verhaltensforscher. Nobelpreisträger. Er hat ein wunderbares Buch geschrieben in dem er das menschliche Denken entschlüsselt und zeigt wie wir Entscheidungen treffen. Es nennt sich „Think Fast Think Slow„. In diesem beschreibt er zwei Arten des Denkens. Das schnelle und instinktive Denken. Wenn man zB. mit dem Auto fährt dann passieren viele Bewegungen instinktiv. Man überlegt nicht, dass man blinken muss wenn man irgendwo abbiegt. Man erfasst auch andere Autos ohne groß darüber nachzudenken.
Auf der anderen Seite gibt es das langsame Denken. Wenn wir etwas berechnen dann funktioniert das nicht mehr instinktiv sondern in der Regel konzentriert sich der Kopf komplett darauf. Der Puls steigt an. Die Pupillen weiten sich. Es bedeutet Stress für unseren Körper.
Ich glaube, dass in meinem Kopf der zweite Teil extrem viel stärker ausgeprägt ist als der erste Bereich. Was auch erklärt warum ich Autofahren hasse. Dafür kann ich über Stunden in Gedanken im Bett liegen und nachdenken. Das ist für mich eine wundervolle Beschäftigung. Einfach alles ausblenden und nur noch meinen Gedanken folgen. Aber auch sonst bin ich eigentlich immer dabei mir Gedanken über etwas zu machen. Ich kann mich an keinen Moment erinnern wo mein Kopf wirklich im Leerlauf war. Egal.
Dieser Umstand führt aber auch hin und wieder dazu, dass ich extrem dumm wirke. Wenn mir wer eine Frage stellt auf die ich nicht gefasst bin. Über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe… bei sowas fange ich an zu stottern und keine Ahnung. Was hast du am Wochenende gemacht? – An der Stelle beginnt mein Kopf erst mal Wichtiges von Unwichtigen zu trennen. Zu überlegen was für die Person überhaupt interessant ist. Schaut was gesellschaftlich akzeptiert ist. Versucht die Dinge dann auf ein Level zu bringen auf dem man auch damit umgehen kann. Wobei ich bei sowas in der Regel schon wesentlich besser geworden bin und nicht mehr ganz so wirke wie ein Freak. Ich hatte aber auch genug Möglichkeiten das zu lernen.
Wie gesagt, gerade diese Situationen am Limit sind für mich nicht ausreichend bekannt. Ich streite mich auch viel viel zu selten mit anderen um mit sowas umgehen zu können. Es gibt so viele Situationen mit denen ich einfach nicht genug Erfahrung habe um sie sicher zu meistern. Ich bin ein laufender Fail und das einzige auf das ich hoffen kann ist eure Geduld und euer Verständnis. Ich weis ich bin nicht einfach 🙁
Vielleicht um zu verstehen wie ich das normale Leben bestreite…
Ich habe mich irgendwann hingesetzt und mir Regeln überlegt nach denen ich mich verhalte. Feste Muster die für viele Situationen genutzt werden können. Ich muss nicht alles was passiert wieder neu beurteilen sondern nehme einfach so ein „Pattern“ wie ich es nenne und wende es an. So lange die Sache nicht zu komplex wird ist das eigentlich alles kein Problem. Das Problem war viel mehr mir im Vorfeld für alles ein passendes Verhalten zu überlegen. Vielleicht kann man das ein bisschen mit Instanzen und Bossen in Spielen vergleichen…
Wenn ich das erste Mal irgendwo bin, bin ich extrem schlecht und überfordert. Ich kann nicht so schnell all die Dinge erfassen die auf mich einschlagen und mit nötige Maßnahmen überlegen. Aber wenn wir das zweite Mal vor einem Boss stehen und ich nach dem ersten Besuch genug Zeit hatte das alles zu verarbeiten und mit Taktiken und Verhalten zu überlegen, dann spiele ich plötzlich extrem gut.
In gewisser Hinsicht liegen in diesen „Pattern“ auch meine Freundlichkeit begründet. Oder meine scheinbare Freundlichkeit. Wenn ich mir für die Zukunft ein passendes Verhalten überlege so möchte ich in der Regel auch möglichst nett zu anderen sein und niemanden schaden. Freundlichkeit ist also irgendwie hart in meinem Verhalten verankert. Ich bin einfach freundlich weil das für mich leichter ist als es nicht zu sein…
Was natürlich nicht bedeutet, dass meine Freundlichkeit nicht auch auf eine etwas abstrakte Art von Herzen kommt. Nur entsteht sie halt nicht in diesem Moment sondern ist von langer Hand festgelegt. Von dem Moment an, an dem ich mich entschieden habe wie ich mit jedem einzelnen von euch in Zukunft umgehen wollte…
Es gibt auch noch so viele andere Situationen wo ich mich schrecklich verhalte… bitte verzeiht mir wenn ich oft rational und gefühllos erscheine. Es gibt für mich einfach Dinge die für mich nichts mit Gefühlen zu tun haben und die ich mit kühler Logik betrachte.
Wenn ich mich mit meiner besten Freundin über Homöopathie unterhalte ist das für mich ein rationales Thema. Für mich ist es etwas Sinnloses was keiner wissenschaftlichen Grundlage bedingt (Placebo mal außen vor). Für mich ist es sogar schädlich weil Menschen die wirkliche ärztliche Hilfe brauchen sich auf sowas verlassen und sich damit im schlimmsten Fall sogar umbringen. Noch schlimmer wenn Eltern ihre Kinder dazu zwingen!
Doch meine beste Freundin glaubt daran… ich vergesse das oft. Hin und wieder verletze ich da glaube auch ihre Gefühle wenn ich mit Logik jede Wirksamkeit wegdiskutiere von Gedächtnis des Wassers bis Potenzierung. Ich vergesse einfach, dass ihre Gefühle in dem Fall vielleicht wichtiger wären als mit aller Härte meinen Standpunkt zu vertreten. Besonders wenn es um Dinge wie eine Erkältung geht wo es im großen und ganzen sowieso egal ist.
Ich könnte hier noch über Stunden darüber reden wie kaputt ich bin und mich dafür entschuldigen. Aber am Ende habt ihr vieles davon ja sowieso schon gemerkt und gelernt damit umzugehen. Wie gesagt ich kann nur darauf hoffen, dass ihr Verständnis habt und mir nicht alles übel nehmt was ich so sage. Ich gebe mir echt jeden Tag große Mühe. Wenn ihr mich bewertet dann schaut vielleicht auch auf all die Momente wo ich kein totaler Idiot bin und nagelt mich nicht auf die Situationen fest wo ich ein kaputter Freak bin 🙁
Ein Gedanke zu „Praying for hope and forgievness“