Odysee einer Waschmaschine

Unsere Waschmaschine ist kaputt. Ich hatte ja schon auf Twitter darüber geschrieben und auch hier und da mal noch privat mit einigen Leuten. Dabei gab es ein gewisses Interesse an dem Thema… oder ehr an der Art meiner Lösung. Da ich das selbst sehr cool finde hier mal ein Blogpost dazu.

Aber was ist denn eigentlich kaputt? Als ich das Problem zum ersten Mal gesehen habe, hatten es meine Mitbewohner eigentlich schon gelöst. Die Tür an unserem Frontlader wollte nicht mehr zu bleiben. Wie richtige Maschinenbauer haben sie das Problem aber gleich mit Klebeband gelöst und die Tür einfach mit ganz vielen Streifen zu geklebt.

Da ich aber Elektrotechniker und kein Maschinenbauer bin kann ich sowas nicht akzeptieren. Besonders weil das ganze nicht dicht war und jede Menge Wasser aus der Tür gelaufen ist. Also habe ich das einzig richtige getan… ich hab die Maschine auseinander gebaut (nachdem ich mir von meinen Eltern mehr Werkzeug besorgt habe *winkt Mama zu*)

Es hat sich dann gezeigt, dass in dem Schloss ein Plastik-Teil abgebrochen war das die Tür eigentlich festhalten sollte. Im Internet habe ich dann erfahren, dass für unsere alte Waschmaschine keine Ersatzteile mehr hergestellt werden. Da ich aber auf Arbeit sowieso gerade dabei bin Sachen im CAD zu konstruieren dachte ich mir, dass ich das auch selber machen kann. Das magische Wort heißt hierbei: 3D Drucker!

Also habe ich mich mal hingesetzt, das Teil vermessen und dann 1:1 nachgebaut.

Kaputtes Teil

 

CAD Modell

 

Bei dem schwarzen Teil war auch noch der Zahn, welcher ausgebrochen war, vorhanden. Leider hab ich ihn irgendwann verloren und deswegen kein Foto davon. Aber ich konnte die beiden Teile noch zusammenhalten und daraus erkennen wie es mal ausgesehen hat.

Bei der Konstruktion habe ich auch nicht alles 1:1 umgesetzt. Alles in allem war ich mir nicht sicher wie gut die 3D Drucker arbeiten und ob es sinnvoll ist jedes winzige Detail zu modellieren wenn es am Ende eh beim Drucken verschwimmt. Hier muss ich sagen hat mich das Druckverfahren doch sehr positiv überrascht.

Also wenn ich jetzt sage, dass ich es nicht sehr genau gemacht habe… wäre das für die meisten wohl trotzdem noch super-genau. Ich bin da etwas perfektionistisch…

 

Danach habe ich mich ein bisschen über das Material belesen. Auf Arbeit wurde ich freundlicherweise darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Material um Glasfaserverstärkten Kunststoff handelt. Naja, es steht drauf. Aber als Werkstoff Noob habe ich den Buchstaben natürlich keine Bedeutung bemessen… egal.

Das bedeutet aber auch, dass es ein sehr anspruchsvolles Material ist. Ich habe mir dazu grob die Werkstoffdaten angeschaut und mich dann darüber belesen wie sich das normale Filament, das Material welches einfache 3D Drucker verwenden, so verhält. Dabei wurde recht schnell klar, dass die Zugfestigkeit (die Eigenschaft die ich als wichtigste für meinen Fall ansehen würde) immer nur etwa halb so groß ist wie bei meinem Problemteil. Damit ist auch die Möglichkeit entfallen das Teil bei Freunden mit 3D Druckern zu drucken.

Nachdem ich mich ein bisschen schlau gemacht habe, konnte ich eine Firma finden die mir aus meinem 3D Modell direkt ein Teil mit Material drucken kann das in etwa meinen Ansprüchen entspricht. Mit 21€ war das auch preislich noch ok.

Gestern habe ich das Teil dann abgeholt.

 

Neues Teil

 

Der Druck ist wirklich sehr sauber und gerade den Bereich unten rechts hätte ich nicht so gut aufgelöst erwartet.

 

Vergleich – Alt und Neu

 

Teil eingebaut

 

Als ich das Teil in das Schloss eingebaut habe, hat es (wie sollte es auch anders sein *hust hust*) perfekt gepasst. Es hat genau an den richtigen Stellen seine Funktion erfüllt.

 

Schloss im geschlossenen Zustand

 

Schloss in offenem Zustand

 

Hier sieht man nochmal wie das Teil hin und her klappt und die Tür jeweils öffnet oder verschießt. Das ganze passiert über ein Relais im inneren.

 

So… das wars auch schon mit meinem kleinen Projekt. Die Waschmaschine funktioniert wieder und läuft hoffentlich noch ein paar Jahre.

 

2 Gedanken zu „Odysee einer Waschmaschine“

  1. Also du hattest ja schon mal über 3D Druck geschrieben. Der Beitrag war von 2013. Und ich fands ganz interessant zu lesen wie du heute zu dem Thema stehst. 🙂
    Das 3D Drucker irgendwann wirklich interessant für den „Heimanwender“ werden bezweifel ich immernoch stark!
    Da war die Theorie von den PrintShops schon realistischer. Du hast das Teil ja auch fertigen lassen. RESPEKT! Übrigens dafür. In einer Zeit der WegWerfGesellschaft machen sich wohl nur wenige die Mühe eine CAD Zeichnung für ein kaputtes Teil ihrer Waschmaschine zu zeichnen xD Dabei ist das Ergebnis echt mega cool!
    Allerdings hätte ich echt gern ein Bild von der zugeklebten Trommel, bei der das Wasser rausläuft gesehen xD
    Was wurde eig. aus der 3D Druck T.Aktion-Figur?
    Würdest du sagen das sich die 3D Drucker in diesen 5 Jahren positiv weiter entwickelt haben? Die Qualität deines Drucks scheint echt nicht schlecht zu sein. Im Gegensatz zu dem HelloTitty Teil das du damals gepostet hattest. Oder lag das nur an der perfektionistischen TTP CAD Zeichnung?

    1. Puh… schwierige Fragen.

      Also die 3D Drucker haben sich in den letzten Jahren schon weiterentwickelt aber auch nicht wirklich extrem. Man kann nicht davon sprechen, dass da ein Knoten geplatzt ist und sie jetzt die Industrie überrollen. Zumindest nicht aus meiner Sicht. Meine Firma kann sich zum Beispiel noch immer nicht dazu durchringen einen anzuschaffen. Ist zwar auch nicht ganz unser Anwendungsbereich aber wir könnten damit schon so einiges anfangen. Zumindest mehr als der Heimanwender.

      Ich glaube auch nicht, dass sich die Technologie für den Heimanwender stark verbessert hat. Also ich für meinen Teil mache das eben auch gerade beruflich. Das bedeutet ich habe Zeit mich in die Programme einzuarbeiten und hatte auch um Studium einiges an Theorie zu Bauteilen und Bauteilgeometrie. Das ist glaube ich einiges wert. Für die meisten Leute dürfte die Software noch zu kompliziert sein.

      Auch die 3D Drucker für daheim sind nicht in dem Bereich wo ich mir einen kaufen würde (wenn ich das Geld hätte). Ein Kommilitone von mir hat einen und macht das als Hobby. Ich hab ihm mal meine Münze aus dem früheren Beitrag gezeigt und er war erstaunt über die Details und Festigkeit des Materials. Das zeigt mir halt wo die Technologie steckt.

      Man braucht auch den Willen sich in die ganzen Werkstoffe einzulesen. Es gibt ja inzwischen diverse 3D Druckverfahren wobei die Heimdrucker in der Regel nur eine Art nutzen. Das beschränkt die Wahl des Werkstoffes schon recht stark. Dabei ist Kunststoff aber nicht Kunststoff. Es gibt diverse Unterschiede in Temperaturbeständigkeit, „Stabilität“ oder wie sie auf Feuchtigkeit reagieren. Das alles sollte man beachten.

      Die Frage ist auch immer: Was will der Heimanwender denn damit machen? 3D Druck ist meiner Meinung nach für kleinere Dinge mit komplizierter Form (Geometrie) perfekt. Mein Ersatzteil fällt dort eindeutig hinein. Ich komme aber echt nur sehr selten an den Punkt wo ich mir denke… puh jetzt ein 3D Drucker wäre nice.

      Zum Thema Actionfigur: Ich hab mal angefangen einen X-Wing als 3D Model zu konstruieren. Actionfiguren sind aber echt schwer… im Grunde versucht man das 3D Modell aus vielen einzelnen geometrischen Körpern zu bauen. Würfel, Zylinder, Prismen. Darauf sind die Programme optimiert weil auch die Fertigungsverfahren (Drehen, Fräsen etc.) auf solche Körper optimiert sind.

      Aber ich habe den Traum noch nicht aufgegeben und irgendwann bin ich gut genug 😀

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