Es gibt immer mal wieder Dinge die faszinieren mich schon seit vielen vielen Jahren und ich bin nie auf die Idee gekommen darüber zu schreiben. Heute habe ich so ein Thema. Es verbindet für mich ein Stück Kindheit mit einem wundervollen Mythos von dem ich erst lange Zeit später erfahren habe. Dabei handelt es sich um die Superman Zeichentrickserie aus den 40er Jahren.
Jetzt mag man sich vielleicht fragen was an einer Zeichentrickserie aus den 40ern so besonders sein soll und was gerade ich damit zu tun habe. Immerhin fand das doch alles weit vor meiner Zeit statt.
Gut. Beginnen wir dafür mit einer Geschichte. Als Thomas noch sehr klein war liebte er Superhelden. Allen voran die Power Rangers, Batman und Spider-Man. Meine Liebe für Superhelden (und vielleicht auch das Fernsehen im allgemeinen) ging sogar soweit, dass ich Stunden lang den englischen Sender Cartoon Network geschaut habe ohne etwas zu verstehen. Aber dort liefen Space Ghost und The Centurions. Beides Serien um Superhelden. Space Ghost ist übrigens eine wirklich interessante Serie mit tollen Folgen. Eine davon hat den ganzen Plot von Interstellar meiner Meinung nach schon Anfang der 90er in 15min erzählt. Aber das nur am Rande.
Aber ich hatte auch eine Videokassette auf der sich neben Bugs Bunny auch zwei Folgen der 40er Superman Serie befanden. Keine Ahnung wie oft ich diese Videokassette als Kind gesehen habe. Vermutlich sehr sehr oft. Ich hatte einen eigenen Fernsehr und einen Videorekorder. Es gab nichts was mich daran gehindert hat dieses Video zu sehen… naja ich hatte als Kind auch eine Phase wo ich über ein paar Wochen versucht habe 100x Rückkehr der Jediritter zu schauen. In der Zeit lief der Film 2-3x am Tag während ich Lego gebaubt habe… aber das ist wieder ein anderes Thema.
Auf jeden Fall hatte ich schon relativ früh eine Verbindung zu dieser Serie. Aber es sollte noch ein paar Jahre dauern bis ich ihre wirkliche Genialität erkannt habe. Ich glaube es war in einer Dokumentation zum 75. Geburtstag von DC. Naja eigentlich bin ich mir vollkommen sicher, dass es in dieser Dokumentation war. Dort wurde die Geschichte der Superhelden Comics beleuchtet und unter anderem ist man auch auf diese Serie eingegangen.
Die Geschichte dahinter ist eine sehr interessante. Die Fleischer Studios waren damals ein wirklich gutes Animations Studio. Eines der besten in Amerika. Durch den großen Erfolg der Superman Comics (Golden Age der Comics) wollte Paramount nun die Fleischer Studios dazu verpflichten einen Superman Cartoon zu produzieren. Die Fleischer Brüder hatten aber zu der Zeit ein anderes Projekt und wollten eigentlich keinen Superman Cartoon machen. Sie wollten aber auch nicht so unhöflich sein und einfach ablehnen. Also haben sie Paramount ein Angebot geschickt. Doch dieses Angebot verlangte für jede Episode eine utopische Summe Geld. Die Fleischer Studios waren sich eigentlich sicher, dass Paramount den Deal nur ablehnen konnte. Doch stattdessen sagte Paramount zu. Nun hatten die Fleischer Studios eine Serie die sie eigentlich nicht machen wollten aber gleichzeitig nahezu unbegrenzte Geldmittel.
Schaut man sich die Serie heute an, dann merkt man im Grunde nur noch die unbegrenzten Geldmittel. Dass die Fleischer Studios diese Serie eigentlich gar nicht machen wollten, kann man hingegen nicht mehr sehen.
Aber was macht diese Serie neben ihrer Geschichte so besonders?
Die Erklärung dafür ist nicht so einfach denn es gibt sehr viele Gründe. Einer der wichtigsten und auffälligsten ist aber ganz klar die Animation. Wenn wir uns vorstellen, dass diese Serie in den 40er Jahren gemacht wurde, viel früher als die meisten Disney Filme, komplett ohne Computertechnik, dann ist das einfach nur erstaunlich.
In vielen Cartoons sind immer nur Teile einer Figur animiert um Geld zu sparen. Wenn man sich eine Zeichentrickserie oder sogar moderne Anime anschaut, dann ist dort vieles sehr statisch. Meist bewegt sich ein großer Teil der Figur nicht und nur das Gesicht oder einzelne Körperteile verändern die Position. Das macht zu großen Teilen auch den Charme von Zeichentrick aus. Schaut man sich aber die Fleischer Cartoons an so wird man merken, dass die Figuren eine unglaubliche Agilität an den Tag legen. Fast immer bewegt sich der ganze Körper. Außerdem bewegen sich die Figuren sehr oft nicht nur geradlinig auf einer 2D Ebene sondern drehen sich und verändern in der Bewegung die Perspektive. Solche Sachen bekommen auch moderne Anime nur selten hin. Meist wirkt es dort dann auch arg Computer-generiert. Und nochmal, die Serie ist jetzt über 75 Jahre alt!
Als nächstes muss man auf jeden Fall auch das Artdesign erwähnen. Vieles davon würden wir heute als Retro-Futuristisch bezeichnen. Also wie man sich in der Vergangenheit die Zukunft vorgestellt hat. Fallout hat sich zB. auch sehr stark an dieser Art von Design bedient. Es erinnert dabei sehr stark an das 1927er Meisterwerk Metropolis setzt aber auch immer wieder eigene Akzente und spinnt diese Vision von Technik wundervoll weiter. Gerade in der ersten Folge Mad Scientist ist das schön zu sehen. Hier finden sich extrem viele Metropolis Referenzen wenn man beide Filme kennt.
In der ersten Folge gibt es aber auch direkt noch eine Sache die man erwähnen muss. Lois Lane! Lois und Clarke erhalten eine Nachricht von einem verrücken Wissenschaftler der droht die Welt zu vernichten und Lois lehnt jede Hilfe ab. Sie ist stolz und stark. Lieber zieht sie alleine los als sich von irgendwem behindern zu lassen. In der nächsten Szene sieht man sogar wie sie als Frau, ganz im Stil von Amelia Earhard, allein in ein Flugzeug steigt und es auch fliegt. Sicher, am Ende wird sie gefangen genommen und muss von Superman gerettet werden. Doch alles in allem wird Lois hier als eine sehr starke und unabhängige Frau gezeigt. Mutig und emanzipiert bevor es die Wörter Emanzipation und Feminismus überhaupt gab (vermutlich).
Ich hatte ja vor ein paar Wochen schon mal über starke Frauen in Comics geschrieben und wie blöd ich es finde, dass diese Frauen eigentlich nur in die Fußstapfen von männlichen Helden treten. Lois hingegen hat schon vor 75 Jahren ein Zeichen gesetzt. Auf ihre Art war und ist sie eine größere Heldin als es Female Thor und Female Wolverine je sein könnten.