Gestern hat der gute Mark Zuckerberg sein neustes Projekt, Facebook Home, vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine extrem aufgebohrte, mobile Version von Facebook für Android-Smartphones. Im Grunde soll die „App“ dabei das komplette Hauptmenü von Android übernehmen und in Facebook verwandeln. Damit sollen dann schneller und direkter die Vorteile von Facebook genutzt werden können. Zum Beispiel öffnet sich automatisch ein Chatfenster wenn man bei Facebook angeschrieben wird. Im Großen und Ganzen ist auch davon auszugehen, dass die Kamera in Facebook integriert wird und direkt alle Bilder in die Cloud geladen werden, genauso wie man versuchen wird mit Facebook-Mail die normalen Emails zu ersetzen.
Damit reagiert Facebook auf seine Schwächen im Bereich der mobilen Geräte. Denn Facebook braucht Werbung um an Geld zu kommen. Gerade diese lässt sich aber auf den kleinen Handy-Bildschirmen nur schwer einblenden. Da aber immer weniger Leute Facebook am heimischen PC nutzen sondern viel mehr Zeit mit dem Smartphone verbringen wurde das für Facebook zum Problem und war auch einer der Hauptgründe warum die Facebook-Aktie so phänomenal gescheitert ist. Um dem entgegen zu wirken hat man in den letzten Monaten schon fleißig die Facebook-App „verbessert“ und mit mehr Werbung gefüttert. Facebook Home ist da jetzt der finale Schritt zum mobilen Facebook-Erfolg. Zumindest soll es das werden.
Ich bin da persönlich aber doch sehr skeptisch. Wobei ich aber auch nie ein Facebookfan war. Meine Anzahl an Freunden beläuft sich auf überschaubare 10-20. Schon allein weil ich nicht unter meinem realen Name angemeldet bin. Aber auch die Tatsache, dass ich Facebook sowieso nur alle paar Wochen mal fürs Studium nutze macht es nicht besser. Daher kann meine Meinung zu dem Thema jetzt auch komplett am Markt vorbei gedacht sein. Trotzdem würde ich Facebook nicht mein Handy überlassen.
Android lebt von seinen Apps und seinem offenen System welches es auch kleinen Entwicklern ermöglicht schnell und einfach Apps zu entwickeln. Genauso lebt Android von seiner Anpassungsfähigkeit. Sicher wird besonders letztere wohl nur von einem Bruchteil der Leute wirklich genutzt aber ich würde mir die Möglichkeiten eines so offenen Systems nicht freiwillig durch Facebook nehmen lassen. Genauso möchte ich lieber selber kontrollieren was mit meinen Dateien passiert und sie nicht aus Prinzip in die Facebookcloud jagen.
Außerdem lässt mich Facebook Home wohl nie wieder allein. Heute kann ich Facebook einfach abschalten und ich bin weg. Mit Home werde ich aber wohl immer und zu jeder Zeit online und mit Facebook verbunden sein. Man kann dann wohl auch zu jeder Zeit sehen was ich gerade mache und wo ich bin. Zumindest würde das in die Facebook Philosophie passen.
Das alles kann ich nicht gut finden. Genauso wie viele andere wohl auch. Denn Facebook hat schon wieder mit anderen Problemen zu kämpfen. Zwar laufen Facebook nicht die Nutzer davon aber die Zeit wo die Leute viele Stunden im Sozialen Netzwerk verbracht haben ändern sich langsam. Immer mehr Leute verteilen ihre Zeit lieber auf andere Dienste die wesentlich spezieller sind. Da aber heute alles mit Facebook verknüpft ist, hat man auch dort seine ganzen Freunde an der Hand. Damit mutiert Facebook langsam zu einem Speicher für Freunde und Adressen die dann in anderen „Netzwerken“ wie Spotify oder diversen Photoseiten genutzt werden. Man ist weiter über Facebook in Kontakt aber da man nicht auf Facebook ist verdient Facebook auch nichts. Im Grunde hat man sich mit der Vernetzung ein großes Eigentor geschossen. Diente das eigentlich dazu die Daten und Nutzer zu Facebook zu tragen hat man nun den Effekt, dass die Nutzer nicht mehr auf Facebook als Plattform angewiesen sind sondern ihre Freunde in jedem anderen Dienst übernehmen.
Facebook Home versucht nun mit aller Gewalt diesen Umstand zu ändern und bietet jeden Dienst selbst an. Man baut sich im Grunde sein eigenes System in dem es alles gibt was es auch außerhalb von Facebook gibt. Ich glaube aber dass gerade diese Lösung mit „Gewalt“ ehr Schaden als wirklich Nutzen bringt. Wenn man die Nutzer zu sehr einschränkt und ihnen den eigenen Willen aufdrückt werden sie abwandern. Dazu kommt, dass man die Innovation ausschließt. Das Internet lebt von seiner Veränderung und seinem Wachstum. Es gibt ständig neue Trends und Meme die Facebook in sich aufnehmen müsste um aktuell zu bleiben. Man wird nur noch dem Trend hinterher laufen.
Ein Kampf den man auf lange Sicht nicht gewinnen kann.
MfG Thomas