Asynchrone Kommunikation oder rede mit mir…

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Viele Menschen die mich kennen wissen, dass ich nicht gern telefoniere. Leider wird das immer etwas belächelt und die Leute meinen ich wäre verrückt. Zum Glück will ich heute aber auch nicht darüber reden warum ich nicht gern telefoniere sondern schreiben warum ich Asynchrone Kommunikation so mag. Was im Prinzip bedeutet ich erkläre trotzdem warum ich Telefonieren hasse. Aber von der anderen Seite… kluk oder?

 

Aber vielleicht sollten wir erst einmal den Begriff der Asynchronen Kommunikation klären. Im Prinzip stammt das so bisschen aus der Technik. Keine Ahnung ob die Kommunikationswissenschaften das ähnlich sehen. Aber ich bin sowieso ehr Techniker. Also who cares?

Im Grunde geht es darum, dass zwei (oder mehr) Gesprächspartner nicht direkt miteinander reden sondern das ganze zeitversetzt machen. Das älteste Beispiel sind wohl Briefe und Brieffreundschaften. Heute vor allem Messenger wie WhatsApp, Threema oder iMessage.  Man schickt dem anderen eine Nachricht auf die er dann irgendwann antworten kann. Das Gegenstück wäre die Synchrone Kommunikation, also Telefonieren oder so richtig Sprechen mit ins Gesicht schauen und all den komischen Sachen.

Dabei können die Grenzen auch ein bisschen verschwimmen. Wenn ich mit jemanden im WhatsApp direkt chatte und direkt Antworte habe ich vom Charakter her ehr eine Synchrone Kommunikation. Trotzdem will ich der Vereinfachung halber mal bei allen Sachen die Asynchrone Kommunikation ermöglichen auch von AK reden. Man könnte im Umkehrschluss auch sagen, dass ein Chatroom asynchron sein kann wenn der andere erst eine Stunde später antwortet. In der Regel sind Chats aber so schnell, dass sowas… naja schwierig ist. Egal!

 

Die Anfänge

Wie schon gesagt waren die Anfänge wohl Briefe und später dann Emails. Leider hatte ich nie einen Brieffreund. Ein ähnliches Problem wird uns noch oft begegnen bis wir in der Gegenwart angekommen sind. Denn eigentlich hatte ich sehr lange gar keinen wirklichen Freund. Und wenn man niemanden hat mit dem man kommunizieren will, dann braucht mal auch keine Kommunikation. Weder asynchron noch synchron. Trotzdem hatten viele andere Menschen Brieffreunde. Irgendwann hatte ich dann aber auch mal… mhh… jemanden der mir Briefe geschickt hat. Dabei finde ich Briefe eigentlich ganz cool. Mein Problem ist aber wenn man mir ankündigt „Ich habe nachgedacht und dir einen Brief geschrieben“. Ja…

Ich hätte gern ein PDF von dem Brief und zwar sofort… in dem Fall bin ich glaube nicht so wirklich geduldig und möchte keine 3 Tage warten bevor ich diesen blöden Brief endlich lesen kann. Das macht mich irre. Besonders weil man das auch in eine Email schreiben könnte. Ahhhhh.

Aber ja. Email. Die Email fällt auch irgendwie aus meiner persönlichen Chronologie. Eigentlich war meine coole Email-Zeit auch wesentlich später mit der selben Person die mir auch den Brief geschrieben hat. Also verschiebe ich meine Email Erfahrungen mal nach hinten… ich kann aber schon etwas spoilern, ich liebe Emails!

 

Es heißt SMS schreiben und nicht simsen ihr Schmocks!

Irgendwann so um 1999 herum habe ich mein erstes Handy bekommen. Ein Alcatel One Touch Easy! Mein Tor in die Welt der Asynchronen Kommunikation per SMS! Jetzt sollte alles besser werden. 140 Zeichen für nur 40 Pfennig versenden. Oder so ähnlich. Yeah Baby!

Nur haben wir noch immer das Problem von oben. Thomas hatte noch immer keine Freunde was die Kommunikation dezent behindert hat. Außerdem schreiben wir das Jahr 1999. Vielleicht können sich das die Jüngeren unter euch nur schwer vorstellen aber… ich war das einzige Kind mit einem Handy! Vielleicht nicht auf der ganzen Schule aber zumindest in meiner Klasse. Selbst wenn ich Freunde gehabt hätte, ich hätte den meisten erst Jahre später eine SMS schicken können! SMS in die Zukunft? Ja ich bin alt! Fuck it! Anyway…

Selbst als sich dann so langsam die Handys in den Klassen etabliert haben… naja ich hatte noch immer keine Freunde aber es war auch eine Zeit in meinem Leben in der ich kein Geld hatte. Als kleiner Junge bin ich immer fleißig losgezogen und habe Zeitungen ausgetragen. Oke ich war nicht wirklich so begeistert davon und über meine Karriere als Zeitungsjunge könnte ich einen eigenen Blogpost schreiben… aber ich hatte damals für einen kleinen Jungen verdammt viel Geld! Was sich darin äußerte, dass ich auch verdammt viel Lego hatte. Wer braucht schon Freunde wenn er Lego haben kann? Genau, keiner!

Aber als das Handy dann populär wurde hatte ich kein Geld für Prepaidkarten und so konnte ich auch nie SMS versenden selbst wenn ich es gewollt hätte. Das bisschen Geld was ich hatte musste in… Videospiel und so Kram fließen.

Auf jeden Fall war das Handy für mich lange Zeit nur so ein Ding um erreichbar zu sein. Vor allem aber war es eine coole Uhr!

 

Mit SMS bin ich dann glaube auch nie so richtig warm geworden. Es gibt aber eine Geschichte die eine (!) Freundin immer wieder erzählt. Eine Freundin die bis letztes Jahr noch SMS geschrieben hat. Ja ich weiß… ich kann auch nicht glaube, dass das unsere Freundschaft überstanden hat. Aber wie oben schon festgestellt, hatte ich lange Zeit keine Freunde und daher ist es vielleicht nicht so klug die paar die ich habe von mir zu stoßen nur weil sie SMS schreiben…

In einer Welt in der alle Menschen WhatsApp benutzen habe ich natürlich auch keine SMS geschrieben. Während sie versucht hat die komplette Nachricht in ihre 140 Zeichen zu quetschen um Geld zu sparen habe ich… 12 Nachrichten geschrieben nur um zu sagen, dass ich später komme. Inklusive Selbstgespräch in den Nachrichten mit mir selbst. Für jemanden der sowas noch nie gesehen hat muss das sehr verstörend gewesen sein… im WhatsApp normal. Für mich.

 

ICQ – Rest in Peace

 

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Oh ICQ! Wer von euch kennt es noch? Mein erster richtiger Kontakt mit Asynchroner Kommunikation! Damals 2005 als DSL den Weg in mein Leben fand damit ich WoW spielen konnte. So viele neue Leute in meinem Leben und plötzlich war da auch ICQ! Wer es nicht mehr kennt, im Grunde ist ICQ sowas wie WhatsApp. Man kann Leute adden und dann mit ihnen schreiben. Am PC! Das war damals eine total tolle Sache denn ich habe teilweise ganze Nächte damit verbracht mit anderen zu schreiben. Heute klingt das vielleicht nicht so cool aber damals war ICQ eine Möglichkeit auch Leuten eine Nachricht zu hinterlassen die nicht online sind. In der Welt der MMOs wo Menschen nicht existierten wenn sie nicht online sind war es etwas Besonderes wenn man eine Person auch im ICQ hatte. Zumindest für mich.

Damals hat sich das auch ein bisschen mit den Freunden geändert. Ich hatte sowohl reale als auch online Freunde. Wobei das mit den realen Freunden irgendwann implodiert ist. Irgendwie war da auch noch ein Mädchen mit im Spiel und naja… sagen wir mal für einen Menschen der das mit der sozialen Interaktion erst lernen musste war das vielleicht ein bisschen viel auf einmal. Danach habe ich nochmal ein paar Jahre gebraucht um mich vom ersten Impact zu erholen. Der First Contact war also kein großer Erfolg. Der Second Contact lief aber besser!

Mit meiner zweiten Freundin habe ich auch wirklich viel über ICQ geschrieben.

Rückblickend ist es vielleicht ein bisschen schade, dass ICQ heute nicht mehr existiert. Eigentlich war es ein tolles Programm und hätte das heutige WhatsApp sein können. Doch sie haben da einige Fehler gemacht. So war es nicht möglich in Gruppen zu schreiben sondern man war soweit ich mich erinnere immer auf  2 Personen beschränkt. Außerdem wurde der Client immer Hardware-Hungriger. Irgendwann hat ICQ einfach Unmengen an Arbeitsspeicher gefressen. 100MB in einer Zeit wo 1GB noch aktuell waren… es war einfach zu viel. ICQ hat das ganze System verlangsamt. Dazu kam dann noch das Wachsen von StudiVZ und Facebook was ICQ den Rest gegeben hat.

 

Email – Der zweite Frühling!

Es gab dann noch eine Zeit in der ich zu Emails gefunden habe. In den Anfängen der Smartphones. Als sich WhatsApp und Co erst langsam durchgesetzt haben schlug für mich die Stunde der Email! Damals habe ich mit meiner vielleicht Ex-What-Ever-Irgendwas-Freundin unglaublich viele Emails geschrieben. Riesige Texte in denen wir über Seiten einfach ALLES besprochen haben.

Wie man hier sieht neige ich ja dazu lange Texte zu schreiben und damals habe ich genau die Möglichkeit dazu bekommen. Aber auch sie hat damals sehr viel geschrieben. Mit unseren Mails könnte man Bücher füllen und oft vermisse ich das. WhatsApp bietet mir eigentlich sehr oft nicht die Möglichkeit um die wahre Komplexität meiner Gedanken zu erfassen… manchmal habe ich lange über Dinge nachgedacht und was dabei herauskommt ist ein langer Text. Dazu kann man diesen in WhatsApp auch nicht ordentlich strukturieren. Es ist dann einfach nur eine riesige Wall of Text die nicht angenehm zum lesen ist. Emails bieten mir auch die Möglichkeit für Bilder, um Zeilen des anderen zu zitieren oder allein für schöne Absätze.

Ich würde es daher heute noch bevorzugen wenn ich mit Menschen hin und wieder einfach mal Emails schreiben könnte… aber in der Regel macht man das heute nicht mehr. Schade. Emails werden immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.

 

Whaaaaaaaaaaaaaats Aaaaaaaaaapp?

Irgendwann war dann die Zeit von WhatsApp gekommen! Am Anfang wollte ich da gern meine Emails zurück. Am Anfang fand ich auch den Security Kram bedenklich. Ich glaube ich hatte sogar vor Jahren einen recht kritischen Beitrag dazu geschrieben! Den finde ich aber gerade nicht. Es könnte sein, dass er in meinem alten Blog war. Der ist übrigens tot weil… keine Ahnung. Er ist zumindest weg. Ich glaube es gibt den Blog Hoster nicht mehr. War also ganz gut, dass ich vor einigen Jahren alles auf meinen eigenen WebSpace geholt habe. Egal…

Inzwischen habe ich das mit den Freunden ja auf die Reihe bekommen! Ich habe ganz viele mit denen ich auch kommunizieren kann und will. Yay! Warum das so ist kann ich mir aber noch nicht so ganz erklären. Die sagen immer alle was von nett und toll aber naja… vielleicht weil sie hoffen, dass ich irgendwann reich werde oder so. I don’t know.

Heute nutze ich WhatsApp liebend gern. Ich mag es, dass ich Menschen einfach schreiben kann wann ich will und von wo ich will. Ich mag es, dass ich immer erreichbar bin aber nicht direkt antworten muss. Ich kann dann antworten wenn es mir gerade passt. Asynchrone Kommunikation!

 

Was uns jetzt auch endlich zu dem Punkt führt warum ich nicht gern telefoniere… denn ich empfinde es immer als Belästigung! Ich möchte niemanden anrufen denn es bedeutet andere Menschen von dem abzuhalten was sie gerade tun. Und jeder tut immer irgendwas. Wenn ich anrufe, dann zwinge ich die Person damit aufzuhören und sich mit mir zu unterhalten. Ich diktiere der Person damit im Grunde mein Leben auf! Sowas macht mir immer ein schlechtes Gewissen… genauso werde ich nicht gern angerufen denn… ja ihr ahnt es sicher, dann muss ich mit dem aufhören was ich gerade mache. Hach das Leben als Nerd ist kompliziert…

Daher liebe ich die Asynchrone Kommunikation! Mir ist es auch total egal wann jemand antwortet. Von mir aus könnt ihr mir auch erst 2 Tage später antworten. Wenn das in euren Tagesablauf passt dann ist das oke für mich. Naja… nein ist es nicht. Aber macht halt! So lange ihr überhaupt antwortet! Es lebe die Asynchronität!

 

Man könnte übrigens auch Twitter für asynchrone Kommunikation benutzen… man könnte…

 

 

 

2 Gedanken zu „Asynchrone Kommunikation oder rede mit mir…“

    1. Wir telefonieren so selten, das bekomme ich noch hin 😉

      Außerdem habe ich nichts gegen Reden. Teamspeak mag ich ja auch. Zu erklären wo jetzt der Unterschied zwischen Teamspeak und Telefonieren ist… dauert zu lange^^

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