Netzgemüse auf der #rp13

Gestern gab es auf der re:publica einen sehr gelobten Rant von den beiden Haeuslers. Da das mit dem Internet und der Zeit so eine Sache ist bin ich erst jetzt dazu gekommen mir das Video auch mal anzusehen. Leider war ich als das ganze stattfand bei irgendwas anderem. Ich glaube bei den Higgs-Forschern vom Cern. Aber fangen wir mal mit dem Video an:

Alles in allem steckt da viel Wahrheit drin. Ein paar Sachen stören mich dann aber doch. So sagen die beiden zum Beispiel, dass in den Schulen viel nutzloses Wissen vermittelt wird welches man nie wieder braucht. So ganz stimmt das aber nicht. Ich als Student für Feinwerktechnik kann zum Beispiel alles gebrauchen was ich je an Mathematik, Physik, Werkunterricht oder Chemie hatte. Auch die Farblehren aus der Kunst leisten prima Dienste wenn es darum geht Licht und seine Spektren zu betrachten. Naja und wenn mal mit ausländischen Kunden reden soll, dann kann es auch nichts schaden zu wissen wo das Land in etwa liegt. Auch ein gewisses Grundverständnis von Wirtschaft, Recht und Sozialkunde kann im Arbeitsalltag nicht schaden.

Natürlich gehe ich da nun nur von meinem Beruf aus. Andere Berufe brauchen andere Fächer und Wissen. Aber genau dafür ist die Schule ja da. Sie sollte ein Basiswissen schaffen. Eine Grundlage mit der jedes Kind dann ins Leben entlassen wird. Klar wird dann nicht jedes Kind alles davon brauchen aber ich kann ein Kind nicht schon mit 6 Jahren auf irgendwas spezialisieren was es dann 12 Jahre später mal machen „soll“. Bis dahin ändern sich die Interessen sehr oft, die Welt ändert sich und auch die Anforderungen an uns und unsere Kinder.

Ich könnte mir aber vorstellen ab der 8. Klasse einige Wahlfächer anzubieten aus denen das Kind nach seinen Interessen wählen kann. Darunter auch erweiterte PC Kenntnisse. Denn ja, auch wenn das die Netzgemeinde immer mal wieder vergisst, nicht jedes Kind interessiert sich für Computer. Nicht jedes Kind will später mal einen technischen Beruf ergreifen. Ja nicht mal jedes Kind wird später zu einer hochqualifizierten Fachkraft. Viele werden auch einfach Kassierer bei Rewe oder Lidl und sind trotzdem glücklich mit ihrem Leben.

Dass man Datenverarbeitung und das Netz trotzdem mehr in die Schulen integrieren muss, dem stimme ich aber zu. Hier stellen sich dann aber auch wieder technische Probleme. Am einfachsten wäre es wenn jedes Kind auch einen Computerarbeitsplatz hätte. Lässt sich aber so leider nicht umsetzen da Geld fehlt. Also werden die Kinder wohl weiter daheim den Umgang mit dem PC lernen müssen. Das sind zumindest die Zustände in den meisten Schulen die ich so kenne.

Die Herangehensweise, dass Kinder nicht nur stumpf Wissen lernen sondern viel mehr Mechaniken um Probleme selbstständig zu lösen. Mhh theoretisch ist das schon das Ziel der Schulen. Aber nur wenige Lehrer schaffen es auch diese Ansätze zu vermitteln. Das bedeutet aber nicht, dass sie es nicht auch versuchen würden. Ich hatte zum Beispiel einen Lehrer dem das sehr gut gelungen ist. Zumindest um es mir beizubringen. Die 15 anderen Leute in seinem Fach konnten mit dieser Art von Unterricht aber nichts anfangen. Wo ich die 1en hatte haben sie 4en geschrieben obwohl wir in jedem Test unsere Hefter und sonstige Hilfsmittel nutzen durften. Es ging aber darum Zusammenhänge zu erkennen. Das haben die wenigsten geschafft.

Gerade aktuell war da auch der 21th century breakdown skills Vortrag. Dort ging es auch im Grund darum, dass die Lehrer einen Weg finden müssen um Schüler zu motivieren und sie so dazu zu bringen die „neuen“ Arbeitsmechaniken anzunehmen.

 

Btw. auch hier wieder die Behauptung, dass in der Schule viel unnützes Wissen vermittelt wird. Da kam das Beispiel wann Amerika entdeckt wurde. Eine der wenigen Jahreszahlen die ich mir aus der Schule gemerkt habe: 1492. Klar brauche ich die genaue Zahl nie wieder (bzw. nur wenn auf der #rp13 gefragt wird wann Amerika entdeckt wurde) aber darum geht es auch gar nicht. Es geht darum, dass ich grob einordnen kann wann das war. Alles in allem hilft es mir die Zusammenhänge der amerikanischen Geschichte zu verstehen und die ist dann wieder wichtig um zu verstehen warum Amerikaner diesen Nationalstolz haben, warum sie Waffennarren sind und auf Selbstbestimmung aus sind usw. Das müssen wir alles nicht gut finden aber es hilft zu verstehen woher das kommt. Darüber hinaus hilft mir sowas auch in Büchern, in Comics oder in Filmen. Immer wieder wird Geschichte aufgegriffen und ich möchte z.B. im Kino nicht erst zum Handy greifen und googlen müssen warum es in Ritterfilmen nie Amerikaner gibt.

Aber zurück zum Rant. Das mit der Freizeit kann ich jetzt nur schwer einschätzen. Ich hatte als Schüler viel Freizeit. Meine Schwester 12 Jahre später hat weniger. Sie geht aber auch auf Gymnasium und ich war nur auf der Realschule. Kann man also nicht vergleichen. Ich denke aber alles in allem hat sie noch sehr viel Freizeit. Zumindest langweilt sie sich ständig^^

Hier würde ich aber auch ein wenig die Eltern hinterfragen. Wenn ich mein Kind neben der Schule auch noch zum Fußball, Klavierunterricht und in den Computerclub stecke muss man sich nicht wundern. Hier sollte man sich als Elternteil entscheiden. Mit dem Kind zusammen, denn da lernt es auch gleich, dass Entscheidungen Konsequenzen haben und nicht alles geht.

Alles in allem finde ich die Situation aber zu negativ betrachtet. Trotz aller Beschwörungen bringt unser Bildungssystem noch immer recht gute Ergebnisse hervor. Sowohl in den Standardschulen als auch in den Hochschulen. Klar könnte es besser sein aber es könnte immer besser sein. Wir bewegen uns ja. Aber halt langsam. Schritt für Schritt.

Davon abgesehen leisten dann auch die Hochschulen noch einen entsprechenden Beitrag sofern die Kids eine solche Besuchen. Hier ist zumindest bei uns der Umgang ein ganz anderer und man lernt die aktuellsten Problemlösungsmethoden. Aber hier gibt es auch noch eine andere Sache die ich letztens mit jemanden disskutiert habe. Hochschulen müssen immer Up to Date sein um gut zu sein. Um Studenten von sich zu überzeugen. Entsprechend müssen das auch die Professoren sein. In normalen Schulen gibt es kein Konkurrenzdenken. Bist du Lehrer, bist du Lehrer, bist du Lehrer. Ob du dir den Arsch aufreißt oder jedes Jahr demotiviert die selben Folien an die Wand wirfst und abschreiben lässt… es interessiert keinen!

 

MfG Thomas

3 Gedanken zu „Netzgemüse auf der #rp13“

  1. Mhhh ich finde schon richtig was gesagt und nur minimal zu dunkel betrachtet. (Also passend)

    Ich finde schon das in schulen viel zu viel unnützes wissen beigebracht wird. Aber das nicht in Fächern wie Geschichte, Geografie und Physik (wie du erwähntest). Diese Fächer habe ich max. 2untdrrichtsstunden in der Woche und dort lerne ich das grundverständniss dieser Gebiete (wie eben das Gefühl für Jahreszahlen, wissen was wo ist, warum wir Sauerstoff atmen).
    Aber dann gibt es noch die Fächer, die man viel zu oft hat. Zu viel wissen wird in Mathe vermittelt. Klar Winkel, % USW sind wichtig. Aber leider kommen noch viel mehr komplizierter Stoff hinzu. Kurven…
    Deutsch. Wichtig. Aber muss man wissen was Präpositionen und dieser ganze Kram sind? Muss ich den satzbau erklären können, wenn ich instinktiv Sätze bauen kann. Muss ich Gedichte beschreiben können ohne selbst Gedichte zu schreiben und somit garnicht verstehe was ein Gedicht wirklich ist. Muss ich Bücher lesen und wieder geben die mich garnicht interessieren, veraltet sind und mir mit hoher Wahrscheinlichkeit die Lust an Bücher im künftigen leben f

  2. *Versehentlich aufs abschicken knöpfschen gekommen ist*
    Leben für immer versaut? Trotz jahrelangen Deutschunterricht verstehe ich Gesetzestexte und ähnliches nicht, was man ja können sollte dann…
    Englisch hat auch viel Wochenstunden… Zu recht 😉
    Bio: da stimmt einfach garnichts.

    Ich lerne in der Schule nichts über aktuelle echte Politik. (Nur wer der Chef ist) Lerne nichts soziales (Gruppenarbeiten? Das ich nicht lache!(zumindest da wo ich her komme)) von Wirtschaft was später so wichtig ist lerne ich garnichts. Und vieles mehr.

    In schulen sollte gelernt werden wie etwas ist. (Niemand brauch zu wissen wie die ganzen Bezeichnungen vom Aufbau einer Pflanze heißen. Sondern nur die sie funktioniert. Niemand Brauch wissen wer wann mit wem eine Revolution startete, sondern nur wo eine statt fand und warum. Es genügt zu wissen wie Berge entstehen, aber nicht wie hoch jeder ist. Es genügt zu wissen Sätze zu bilden…

    Und so 😉

    Aber ganz schlimm finde ich Noten!!! Ich habe nie gelernt, kaum den Unterricht verfolgt, keine Hausaufgaben gemacht und alles war sowieso doof. Dennoch konnte im Leistungsschnitt ganz oben mit mischen (außer deutsch). Auf dem Zeugnisse hatte ich trotzdem weitttttt schlechtere Noten als meine eiegentlich gleichstarken Klassenkameraden… Nur weil ich eine schlechte Note nach der anderen wegen nicht gemachter Dinge, nicht aufpassen usw kassiert habe.
    So sitzen heute welche in der Uni, die zwar schlechter als ich sind, aber bessere Noten hatten um aufgenommen zu werden… (Theoretisch, da ich nicht hinwollte)
    Auch sollte man gern etwas lernen. Aber lernen ist mit Noten nur wie arbeiten, nur das man anstatt € Noten bekommt. Leistung Leistung Leistung.

    Zum Video.
    Das mit den Schülern die keine Gewerkschaft haben, fand ich am besten und am meisten True. 😀

    Hoffe mein Handy hat alles richtig geschrieben…

    1. Also ich habe mal noch die beiden Videos zu den 21th century skills eingebunden. Besonders das zweite Video ist dabei interessant. Mit gefällt die Direktorin der Schule sehr gut. Wie gesagt, es geht auch stark darum die Mechaniken des Lernens zu verbessern. Stärker als um das Wissen im allgemeinen.

      Zum Thema welches Wissen brauch ich und welches nicht? Wie gesagt, es geht darum ein gewisses Basiswissen zu vermitteln. Ein Wissen mit dem man die Schüler in die Welt entlassen kann. Dabei ist besonders in technischen Berufen wie meinem sehr vieles wichtig was Mathe, Physik, Chemie etc angeht. Mein komplettes Biologie-Wissen habe ich aber nie wieder gebraucht. Ich will jetzt aber nicht sagen, dass das nutzloses Wissen ist. Bis vor kurzem hatte ich noch jemanden an der Hand der dir jetzt gesagt hätte, dass Biologie total toll und wichtig ist. Hier gehen halt einfach die Interessen auseinander. Ich kenne auch viele die Mathe für total Quatsch halten und das am liebsten abschaffen würden. Andere halten Literatur und alles was man im Deutschunterricht so hat für Überflüssig.
      Ich denke aber gerade weil die Schule ein so breites Wissen vermittelt ist für jeden etwas dabei und gerade auch die Tatsache, dass man die Schüler in jedes Themengebiet einführt, hilft ihnen auch zu erkennen welchen Weg sie später gehen wollen. Die oben angesprochene „Biologin“ hätte vielleicht nie Interesse für Biologie entwickelt wenn die Schule sie nicht in die Biologie eingeführt hätte usw.

      Im Grunde hat der Bio Unterricht uns ja auch dahingehend geholfen in dem er uns gezeigt hat, dass Bio nix für uns ist. Ich denke auch aus Fehlschlägen bzw. Sackgassen kann man etwas lernen. Es geht nicht darum, dass uns alles gefällt. Es geht darum uns zu zeigen worin wir gut sind und uns auf den Weg zu bringen.

      Was Noten angeht… mhh. Auch dazu sagt Andreas Schleicher etwas. Dass in Skandinavischen Ländern (?) am Ende des Schuljahrs ein Gespräch mit den Schülern und Eltern stattfindet welches wichtiger ist als die eigentlichen Noten. Ich denke das wäre ein wichtiger und guter Schritt auch für Deutschland. Die Noten komplett abzuschaffen… ich weis nicht. Ich meine ich bin da in einer ähnlichen Situation wie du. Ich bin nicht dumm aber ich bin auch sehr faul bzw. muss mich etwas interessieren und begeistern damit ich zu hohen Leistungen komme. Wenn mich etwas langweilt dann wird da halt nichts draus. Darum war ich auch auf Arbeit damals relativ gut, weil mich der Kram dort interessiert hat und ich entsprechend viel Energie (freiwillig) investiert habe.

      Noten sind aber ein Indikator für Leistung. Ich merke das leider auch gerade im Studium. Dort wird das komplette Semester über keine Leistung von dir verlangt. Du lernst nur aber bekommst keine Rückmeldung wie gut du eigentlich bist. Erst am Ende des Semesters gibt es dann Klausuren bei denen das komplette Wissen geballt gefordert wird. Meiner Meinung nach ist das nicht die beste Lösung. Zumindest nicht für mich. Für mich wäre es besser wenn ich konstant gefordert werde und nicht nur 2x im Jahr.

      Ich halte es aber nicht für falsch Leistung zu fordern. Es gibt ja auch alternative Bildungssysteme ohne Leistung wie Waldorfschulen. Aber wenn wir das jetzt noch thematisieren sprengt das glaube den Post. Ich denke man merkt aber schon, dass ich das klassische Bildungssystem solchen alternativen Sachen vorziehe.

      PS: Dein Handy verbessert deine Rechtschreibung um 200% 😛

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.